Seit 1991 zogen rund 3,9 Millionen Menschen von Ost- nach Westdeutschland. „Das ist ziemlich viel“, sagt die Psychologin Ayline Heller, „weil Ostdeutschland prozentual […] auch kleiner ist als Westdeutschland, das heißt, wenn man sich jetzt nur die Gruppe anguckt, die in Ostdeutschland geboren ist, dann können wir sagen, es sind zwischen 20 und 25% die irgendwann in ihrem Leben nach Westdeutschland gegangen sind.“

Vom Westen in den Osten sind dagegen nur 1% migriert. Die 29jährige Doktorandin an der Uniklinik Mainz beschäftigt sich seit 2019 mit der deutschen Teilungsgeschichte und hat untersucht, ob die Mauer in den Köpfen auch heute noch existiert. Dabei ist ihr aufgefallen, dass Menschen, die in ihrem Leben von West nach Ost oder Ost nach West umgesiedelt sind, die deutsche Einheit als positiver beurteilen als Menschen ohne diese Migrationserfahrung. Die Forscher*innen nennen das den Wossi-Effekt. „Der Wossi-Effekt beschreibt eigentlich, dass es in gewisser Weise eine Möglichkeit der Perspektivübernahme gibt. Also, wenn ich die Erfahrung gemacht habe, auch in einem anderen Teil Deutschlands zu leben als dem, in dem ich geboren bin, dann bin ich vielleicht eher in der Lage auch […] die andere Sicht auf die Vereinigung nachzuvollziehen.”, sagt Ayline Heller.

Dennoch: viele Deutsche nehmen auch heute noch starke Differenzen zwischen Ost- und Westdeutschland wahr. „Die gibt es ja auch faktisch“, erläutert Heller. „Es ist immer noch so, dass man in Ostdeutschland sehr viel weniger verdient als in Westdeutschland und auch, dass bestimmte strukturelle Merkmale sich unterscheiden zwischen Ost und West. Und trotzdem können wir sehen, dass gerade auch in der jüngeren Generation es immer mehr eine Annäherung zwischen Osten und Westen gibt und sich diese Mauer in den Köpfen über die Generationen hinweg so langsam abträgt.“

Wer von Euch fühlt keinen Unterschied mehr zwischen Ost und West und würde sich selbst als Wossi bezeichnen?

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